Warten auf das Baby: Ein Blick auf ungewollte Kinderlosigkeit
- Adrienn Schneider

- 6. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
In der Herbst- und Winterausgabe 2025 des deutschen Magazins für Frauengesundheit widmet sich die Redaktion einem Thema, das viele Frauen tief bewegt: dem Warten auf das Baby und insbesondere der ungewollten Kinderlosigkeit. Als Expertin in diesem Bereich freue ich mich, meine Perspektiven und Erfahrungen teilen zu dürfen. Der Artikel ist online verfügbar unter [GF MK Zeitschrift Gynäkologie] (https://www.gfmk.de/zeitschrift-gynaekologie/) oder in der Printausgabe ab Seite 13. Ich durfte mich als Psychologin und zertifizierte Kinderwunschberaterin zu folgenden Fragestellungen äußern.
Worunter leiden Frauen, die unter ungewollt kinderlos bleiben, am meisten?
Ungewollte Kinderlosigkeit ist für viele Frauen eine belastende und tiefgreifende Erfahrung. Sie kann Gefühle von Trauer, Scham und Isolation hervorrufen. Frauen, die sich Kinder wünschen, aber keinen Kinderwunsch erfüllt sehen, erleben oft eine Identitätskrise und fühlen sich gesellschaftlich sowie persönlich unter Druck gesetzt. Die emotionale Belastung wird durch gesellschaftliche Erwartungen und den sozialen Vergleich noch verstärkt. Als Psychologin beobachte ich, dass Frauen in solchen Situationen häufig eine Vielzahl an Gefühlen durchleben, die individuell sehr unterschiedlich sind, aber alle eine angemessene Unterstützung benötigen.
Strategien im Umgang mit ungewollter Kinderlosigkeit
Der Umgang mit ungewollter Kinderlosigkeit ist eine individuelle Herausforderung. Wichtig ist, sich selbst Raum für Trauer und Ängste zu geben, ohne sich dafür zu verurteilen. Professionelle Unterstützung durch Psychotherapie oder Beratung kann helfen, die eigenen Gefühle zu sortieren und neue Strategien zu entwickeln. Zudem kann der Austausch mit anderen Betroffenen eine große Erleichterung sein. Es ist auch hilfreich, sich auf alternative Lebensentwürfe zu konzentrieren, etwa durch ehrenamtliches Engagement, Karriere oder andere persönliche Ziele, um neue Perspektiven zu gewinnen.
Neue Perspektiven trotz unerfülltem Kinderwunsch
Obwohl der unerfüllte Kinderwunsch eine tiefgreifende Krise darstellt, kann er auch zu persönlichem Wachstum führen. Manche Frauen entdecken neue Lebensinhalte und entwickeln eine stärkere Selbstfürsorge. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass das Leben auch ohne eigene Kinder wertvoll und erfüllend sein kann. Zukünftige Möglichkeiten wie Adoption oder Pflegefamilien sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden, falls dies gewünscht wird. Offene Gespräche mit Partner*innen, Freund*innen und Fachpersonen sind essenziell, um gemeinsam neue Wege zu erkunden.
Kommunikation mit der Umwelt: Tipps und Grenzen
Der Umgang mit dem Umfeld ist oft herausfordernd. Freunde, Familie oder Kolleg*innen äußern möglicherweise gut gemeinte Ratschläge oder Fragen, die schmerzen. Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen und eigene Bedürfnisse zu kommunizieren. Dabei kann es hilfreich sein, vorab festzulegen, welche Themen man besprechen möchte und welche nicht. Auch das Teilen der eigenen Gefühle kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden. Unterstützung durch Selbsthilfegruppen oder Fachberatungen kann zusätzliche Entlastung bieten.
Ist ungewollte Kinderlosigkeit noch immer ein Tabuthema?
Trotz zunehmender Offenheit ist ungewollte Kinderlosigkeit in vielen Kreisen noch immer mit Tabu behaftet. Viele Frauen scheuen sich, darüber zu sprechen, aus Angst vor Ablehnung oder Verständnismangel. Es ist wichtig, das Thema gesellschaftlich sichtbarer zu machen und den Dialog zu fördern. Das schafft Verständnis und reduziert das Stigma, das oft mit diesem Thema verbunden ist.
Weiterführende Informationen
Sie sind betroffen oder begleiten jemanden? Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie sind nicht allein.
Wenn Sie Fragen haben oder Unterstützung suchen, zögern Sie nicht, sich an Fachstellen oder eine*n Kinderwunschberater*in zu wenden. Gemeinsam können Wege gefunden werden, die Sie auf Ihrem persönlichen Weg begleiten.
Hinweis: Dieser Text wurde im Rahmen eines Blogartikels von einer Psychologin und zertifizierten Kinderwunschberaterin verfasst.




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